US-Zölle auf Medikamente: Schweizer Pharmariesen setzen auf lokale Produktion
Die von Donald Trump angekündigten Strafzölle von 100 Prozent auf bestimmte importierte Medikamente sorgen für Unruhe in der globalen Pharmaindustrie – insbesondere in der Schweiz, wo Pharmaprodukte rund die Hälfte aller Exporte in die USA ausmachen. Die neuen Zölle sollen ab dem 1. Oktober 2025 in Kraft treten und betreffen vor allem „markengeschützte“ Arzneimittel, die nicht in den USA produziert werden oder für die keine entsprechenden Bauvorhaben geplant sind.
Roche und Novartis betonen US-Engagement
Die Basler Pharmakonzerne Roche und Novartis zeigten sich um Schadensbegrenzung bemüht und verweisen auf ihre bestehenden und geplanten Investitionen in den USA. Roche hat kürzlich den Spatenstich für eine neue Produktionsanlage in North Carolina gesetzt – ein klares Signal, dass das Unternehmen Trumps Forderung nach lokaler Fertigung bereits umsetzt.
Zudem hatte Roche bereits zuvor angekündigt, in den kommenden Jahren rund 50 Milliarden US-Dollar in Forschung, Entwicklung und Produktion in den Vereinigten Staaten zu investieren.
Auch Novartis verfolgt eine ähnliche Strategie. Laut einem Kommentar der Bank Vontobel plant der Konzern den Ausbau seiner Produktionskapazitäten in den USA. Die Tochtergesellschaft Sandoz, die auf Generika spezialisiert ist, dürfte von den Zöllen nicht betroffen sein, da diese Medikamente laut Trump explizit ausgenommen sind.
Unsicherheit für Galderma und kleinere Hersteller
Unklar bleibt die Situation für das Hautpflegeunternehmen Galderma. Einige Schlüsselprodukte wie Neuromodulatoren werden bislang außerhalb der USA gefertigt. Das neue Präparat Nemluvio wird nur teilweise in den USA hergestellt – ob dies für eine Zollbefreiung ausreicht, ist derzeit offen.
Branchenanalysten warnen davor, dass die Zölle langfristig die Innovationskraft des US-Standorts schwächen könnten. Höhere Medikamentenpreise seien politisch unpopulär, und mögliche Lieferengpässe könnten zusätzlichen Druck auf die US-Regierung ausüben.
Aktienmärkte reagieren empfindlich
An den internationalen Börsen reagierten Pharmawerte bereits mit Kursverlusten. In Asien gaben Unternehmen wie Daiichi Sankyo, CSL, Cipla und Dr. Reddy’s deutlich nach. Auch Schweizer Pharmatitel wie Novartis notieren im vorbörslichen Handel tiefer. Ein sprunghafter Handelsstart an der Schweizer Börse SMI ist daher nicht auszuschließen.
Schweizer Exporte in Gefahr
Die Schweizer Exportwirtschaft steht vor einer Bewährungsprobe. Bislang waren Arzneimittel von den seit August 2025 geltenden US-Strafzöllen ausgenommen – doch nun könnte sich das Blatt wenden. Ein erheblicher Anteil der Schweizer Ausfuhren in die USA besteht aus Pharmaprodukten. Sollten die angekündigten Zölle vollumfänglich umgesetzt werden, könnten Umsätze und Margen deutlich unter Druck geraten.
Trump begründet Zölle mit «nationaler Sicherheit»
In seinem Statement auf Truth Social verteidigte der ehemalige US-Präsident die Massnahme mit Verweis auf die nationale Sicherheit. Die amerikanische Wirtschaft sei über Jahre hinweg benachteiligt worden – nun gelte es, die Produktion ins Inland zurückzuholen und die Abhängigkeit von ausländischen Herstellern zu reduzieren. Unternehmen, die bereits mit dem Bau neuer Werke in den USA begonnen haben oder entsprechende Pläne vorweisen können, sollen von den Zöllen ausgenommen werden.
Neben Medikamenten sollen auch andere Importgüter wie Möbel (bis zu 50 Prozent Zoll) und schwere Lastwagen (25 Prozent) von den neuen Abgaben betroffen sein.
EU-Zölle auf Fahrzeuge gesenkt
Parallel dazu wurde ein Handelskompromiss zwischen der EU und den USA umgesetzt: Für aus Europa importierte Autos wurde der US-Zollsatz rückwirkend zum 1. August 2025 von 27,5 auf 15 Prozent gesenkt. Die EU erlaubt im Gegenzug zollfreien Zugang für US-Autos. Dennoch bleibt die Belastung für europäische Hersteller hoch, was laut Experten mittelfristig zu einer Verlagerung von Produktionsstätten in die USA führen könnte.