Opernball trifft Clubnacht: Österreichs JJ gewinnt den ESC 2025 in Basel – ein Triumph der Ambivalenz
Der Eurovision Song Contest 2025 in Basel war mehr als nur ein Musikfestival – er war ein politisches Minenfeld, ein ästhetisches Spektakel und ein Spiegel europäischer Widersprüche. Am Ende triumphierte Österreich mit dem 24-jährigen Countertenor JJ und seinem Song „Wasted Love“. Eine Mischung aus Oper, Pop und Techno, die Jury und Publikum gleichermaßen faszinierte. Mit 436 Punkten sicherte sich JJ den Sieg – Österreichs dritten nach 1965 und 2014.
JJ: Der queere Opernstar als Pop-Phänomen
JJ, bürgerlich Johannes Pietsch, ist ein ausgebildeter Opernsänger mit Wurzeln in der Wiener Staatsoper. Mit seinem Song „Wasted Love“, einer dramatischen Ballade, die in einen elektronischen Clubbeat mündet, setzte er ein musikalisches Statement. Die Inszenierung – ein stilisiertes Segelboot auf einer nebligen Bühne – war ebenso mutig wie symbolträchtig. JJ, offen queer und von Conchita Wurst inspiriert, nutzte die Bühne für eine Botschaft der Liebe und Akzeptanz.
Politische Spannungen: Israel im Fokus
Israel belegte mit Yuval Raphael und dem Song „New Day Will Rise“ den zweiten Platz. Raphael, Überlebender des Hamas-Angriffs 2023, gewann das Publikumsvoting mit 297 Punkten, erhielt jedoch nur 60 Jurypunkte. Die Teilnahme Israels war von Protesten begleitet, sowohl vor Ort in Basel als auch international. Die EBU sah sich gezwungen, politische Symbole wie Regenbogen- und Palästina-Flaggen zu verbieten, was zu weiteren Kontroversen führte.
Deutschland: Mittelmaß trotz Stefan Raab
Das deutsche Duo Abor & Tynna erreichte mit dem Song „Baller“ den 15. Platz. Trotz 12 Punkten aus der Ukraine und Tschechien blieb der große Erfolg aus. Mentor Stefan Raab zeigte sich enttäuscht und übernahm die Verantwortung für das Ergebnis.
Basel: Gastgeber mit Ambitionen
Die St. Jakobshalle bot Platz für 12.000 Zuschauer, während im nahegelegenen St. Jakob-Park 20.000 Fans das Spektakel verfolgten – ein Rekord für Public Viewing beim ESC. Die Stadt präsentierte sich als weltoffene Gastgeberin, doch die politischen Spannungen warfen Schatten auf das Event.
Michelle Hunziker, die charismatische Schweizer-Italienerin, brillierte als Moderatorin des ESC 2025 in Basel. Gemeinsam mit Hazel Brugger und Sandra Studer führte sie souverän durch das Finale am 17. Mai in der St. Jakobshalle. Hunziker beeindruckte mit ihrer mehrsprachigen Moderation in Deutsch, Italienisch, Französisch und Englisch und verlieh der Show eine elegante Note. Ihre langjährige Erfahrung, unter anderem als Co-Moderatorin von „Wetten, dass..?“ und des Sanremo-Festivals, kam ihr dabei zugute. Das Trio harmonierte perfekt und wurde von Zuschauern und Medien gleichermaßen gelobt . Hunziker selbst äußerte sich begeistert über die Zusammenarbeit: „Ich bin sehr glücklich, vor allem mit diesen beiden gemeinsam zu moderieren.“ Die Entscheidung, drei Frauen mit unterschiedlichen Hintergründen als Gastgeberinnen zu wählen, unterstrich das ESC-Motto „Welcome Home“ und spiegelte die Werte von Offenheit und Vielfalt wider
Fazit: Ein ESC der Extreme
Der ESC 2025 in Basel war ein Ereignis der Superlative – musikalisch, politisch und emotional. JJ’s Sieg steht für eine neue Generation von Künstlern, die Genregrenzen sprengen und gesellschaftliche Themen aufgreifen. Gleichzeitig zeigte der Contest, wie schwer es ist, Kunst und Politik zu trennen. Ein ESC, der in Erinnerung bleiben wird – als Triumph der Ambivalenz.